Wer sich für Yoga oder Meditation interessiert, hat den Begriff „Retreat“ sicher schon einmal gehört. Aber was bedeutet es eigentlich genau, „auf ein Retreat zu gehen“? Was macht man dort? Und last but not least: Wäre ein Retreat auch etwas für dich?
Retreats: Das Wichtigste in Kürze
Definition: „Retreat“ bedeutet „Rückzug“, also eine Pause vom Alltag, um sich mit sich selbst zu verbinden, zu entspannen und zu meditieren. Ein „Retreat“ kann auch der Ort sein, an den man sich zurückzieht.
Retreat-Varianten: Es gibt ganz unterschiedliche Retreats, zum Beispiel mit Schwerpunkt Zen-Meditation, Yoga oder Stille. Manche eignen sich für eine intensive Praxis, andere erinnern eher an Urlaub. Retreats finden weltweit sowohl in einfachen Seminarhäusern als auch in Luxus-Resorts statt.
Voraussetzungen: Es gibt sowohl Retreats für Anfänger und Anfängerinnen als auch für Fortgeschrittene. Interesse an Meditation und Offenheit für neue Erfahrungen sind in der Regel die einzigen Voraussetzungen.
Retreat: Eine kurze Definition einer langen Tradition
Der Begriff „Retreat“ stammt aus dem Englischen und kann mit „Rückzug“ ins Deutsche übersetzt werden. Der Begriff ist so neu, dass er noch nicht einmal im Duden steht. Dabei handelt es sich eigentlich um ein uraltes Phänomen, das seit langer Zeit auch in Deutschland bekannt ist. Allerdings eher unter dem Begriff „Klausur“. Denn bei einem Retreat geht es darum, sich vom Alltag zurückzuziehen und sich mit den grundlegenden Fragen des Lebens zu beschäftigen. War es früher die Suche nach Gott, treibt dich heute vielleicht eher die Frage nach deiner eigenen Identität und einem erfüllten Leben um.
Statt Dogmatik und Strenge herrschen heute eher Offenheit und Komfort vor. Deshalb sind moderne Retreats gerne auch mit Entspannung, Wellness und luxuriösen Resorts verbunden. Sich mit sich selbst zu beschäftigen, bedeutet ja nicht zwangsläufig, Buße zu tun. Hier wären wir schon bei den vielen verschiedenen Formen, die ein Retreat annehmen kann.
Welche Retreats gibt es?
Menschen verschiedener Glaubensrichtungen haben sich schon immer gerne zurückgezogen, um sich auf sich selbst und das Göttliche zu besinnen. Wir geben dir einen kurzen Überblick.
Buddhismus
Buddhistische Mönche wanderten früher meist umher, aber während der Regenzeit brauchten sie einen Unterschlupf. Das buddhistische Retreat war geboren. Die Mönche zogen sich in eine Hütte oder ein Kloster zurück, um dort zu meditieren, sich selbst zu erforschen und sich von allem Weltlichen zu lösen.
Heute begeben sich auch buddhistische Laien hin und wieder ins Retreat. Für mehrere Tage treffen sie sich in einem Seminarhaus, um ihre Praxis zu vertiefen. Die variiert je nach Tradition: Zen-Buddhisten sitzen viele Stunden am Tag still auf ihrem Kissen, tibetische Buddhisten widmen sich auch häufig bestimmten Ritualen.
Man muss übrigens kein Buddhist sein, um an einem Retreat teilzunehmen. Ein Zen-Kloster im Allgäu bietet zum Beispiel 3-Tage-Retreats an, die sich auch für Anfänger eignen.
Yoga
Auch ein Blick in die Geschichte des Yoga zeigt: Retreats gab es schon immer. Yogis lebten früher gerne zurückgezogen in Wäldern oder Ashrams, um Asanas zu perfektionieren und zu meditieren. Wer heute Yoga übt, hat in einem Retreat die Gelegenheit, mehr über das tiefe Wissen des Yoga zu erfahren. Hier merkst du sehr schnell, dass Yoga weit mehr als eine Körperübung ist.
Mittlerweile gibt es auf der ganzen Welt Yoga-Retreats mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Manche finden mitten in einer Metropole wie Marrakesch oder in der Einsamkeit der Wüste statt, andere sind mit Detox, Surfen oder einem Segeltörn verbunden. Wellness-Hotels bieten Yoga-Auszeiten genauso an wie indische Ashrams. Hier gilt es also genau zu überlegen, was du erfahren möchtest und welches Retreat das Richtige für dich sein könnte. Dazu später mehr.
Andere spirituelle Traditionen
Schon Jesus zog sich in die Wüste zurück, um zu beten und Gott näher zu kommen. Die sogenannten Wüstenväter taten es ihm zwei Jahrhunderte später gleich und schlossen sich teilweise zu Gemeinschaften zusammen. Heute gibt es ein paar christliche Klöster, die Auszeiten für Gäste anbieten.
In schamanischen Traditionen wiederum gingen junge Erwachsene in die Wildnis, um dort für mehrere Tage allein zu bleiben. Die Besinnung auf sich selbst war ein wesentlicher Bestandteil von Initiationsriten.
Ist ein Retreat das Richtige für dich?
Wer jetzt neugierig geworden ist, überlegt sich vielleicht, ob ihn ein Retreat weiterbringen könnte. Um das herauszufinden, stell dir folgende Fragen:
- Lässt dir dein Alltag keine Zeit, innezuhalten und wirklich zur Ruhe zu kommen?
- Bist du gerade an einem Wendepunkt in deinem Leben und fragst dich, wie es weitergehen soll?
- Möchtest du Yoga oder Meditation in einem geschützten Rahmen kennenlernen?
- Bist du bereits mit Yoga oder Meditation vertraut und möchtest deine Praxis vertiefen?
- Suchst du Antworten auf grundlegende Fragen, zum Beispiel: Wer bin ich? Was ist der Sinn des Lebens?
- Wünschst du dir mehr Klarheit, Lebensfreude und Harmonie?
Hast du eine oder mehrere dieser Fragen mit „ja“ beantwortet, könnte ein Retreat interessant für dich sein. Falls du die Voraussetzungen erfüllst:
- Bist du bereit für neue Erfahrungen, die womöglich ganz anders sind als das, was du bereits kennst?
- Hast du Lust, dich zu öffnen, dich mit anderen Menschen zu verbinden und nach innen zu schauen?
- Kannst du für ein paar Tage auf Ablenkungen verzichten oder den Konsum reduzieren (Medien, Süßigkeiten, Alkohol etc.)?
- Hältst du durch, wenn eine Asana anstrengend ist, deine Gedanken während der Meditation wandern oder du dich selbst ehrlich ins Gesicht schauen musst?
Ein Retreat kann dir ungeahnte Freude bescheren. Du triffst Menschen, die ähnlich denken wie du, kannst über Gott und die Welt reden und dich fernab des hektischen Alltags entspannen. Vielleicht erfährst du mehr über dich selbst und darüber, dass es etwas gibt, das größer ist als du.
Aber es kann auch sein, dass du hin und wieder an Grenzen stößt. Vielleicht gibt es erst um 10 Uhr Frühstück, weil davor eine Yoga-Stunde stattfindet, aber du hast schon um 8 Uhr Hunger und hättest gern ein Wurst-Brot statt einem frisch gepressten Detox-Obstsaft. Vielleicht spürst du, wie rastlos du bist, wenn du 30 Minuten in stiller Meditation verweilst. Oder womöglich fällt dir auf, dass dir dein Job schon seit Jahren keinen Spaß mehr macht.
All das kann zum Prozess gehören, durch den ein Mensch geht, wenn er sich selbst im Spiegel betrachtet. Jeder Mensch hat in seinem Inneren ein strahlendes Herz, das vor Glück und bedingungsloser Liebe pulsiert. Aber darüber gibt es Schichten, die aus Konditionierungen, nicht verdauten Emotionen und vorgefassten Meinungen bestehen. Es lohnt sich auf alle Fälle, hindurchzugehen und deinem eigenen Wesenskern zu begegnen. Der Weg dahin ist voller Chancen, voller Entdeckungen, voller Abenteuer.
Und natürlich gilt: Welchen Weg du einschlägst, wie weit du gehst und was du mit deinen Erkenntnissen machst, entscheidest nur du selbst.
Welches Retreat eignet sich für wen?
Es gibt viele verschiedene Retreats. Überlege also, wo genau du stehst und was du erleben möchtest. In der Regel gibt es für jeden das richtige Konzept.
Anfänger & Erholungssuchende
Willst du vor allem „mal raus“ aus dem Alltagstrott und dich vollkommen entspannen? Dann ist ein Retreat mit Wellness-Charakter oder ein achtsamer Urlaub ideal. Mit gemütlichen Wanderungen, sanftem Yoga, Baden im Meer und reizvollen Ausflügen – zum Beispiel auf Ischia, in Portugal oder der Toskana. Wenn es nur ein Kurzurlaub sein soll, ist Yoga-Urlaub mit Wellness im Salzkammergut oder ein Wochenend-Meditationskurs im Taunus eine Alternative. Eine Auswahl schöner Yoga-Urlaube mit Wellness findest du hier. Auch Yoga-Wochenenden eignen sich prima für Anfänger und Anfängerinnen.
Neugierige mit ersten Erfahrungen
Du hast bereits erste Schritte gemacht und willst nun mehr? Dann bietet sich ein Retreat an, das hauptsächlich aus Yoga-Einheiten, Meditation und Vorträgen besteht, so dass du möglichst viel Inspiration erhältst. Zum Beispiel bei einem MBSR-Kurs, bei der Arbeit mit dem Bewusstseinsfeld oder beim Zen-Yoga-Seminar im Kloster.
Erfahrene, die sich nach tieferem Wissen & Transformation sehnen
Die Grundlagen sind dir vertraut, du sitzt fest im Sattel und willst nun einen Schritt weiter auf deinem Weg gehen? Dann ist vielleicht ein Retreat im Dunkeln, im Schweigen oder im indischen Ashram das Richtige. Intensives Yoga oder transformierende Achtsamkeitsübungen gibt es zum Beispiel in Island, Niederbayern und Irland. Alle spirituellen Reisen findest du hier.
Natürlich sind die Grenzen nicht ganz trennscharf. Es gibt auch Anfänger und Anfängerinnen, die sich von Indien angezogen fühlen und ihre ersten Meditationserfahrungen dort machen möchten. Oder Profis, die bei einem Yoga-Urlaub einfach mal entspannen wollen. Deshalb gilt: Folge bei der Entscheidung deiner Intuition und deinem Herzen. Gerne beraten wir dich auch persönlich und erstellen bei Bedarf ein individuelles Angebot.
Wie dein Retreat gelingt
Ein Retreat ist eine ganz besondere Zeit. Es kann dir Ballast abnehmen, den du schon ewig mit dir herumträgst. Oder dir wird klar, welchen Weg du als nächstes einschlagen möchtest. Vielleicht ist dein Retreat aber auch einfach eine Gelegenheit, mit netten Menschen am Lagerfeuer zu sitzen und beim Yoga in den Flow zu kommen. Wie auch immer, damit du das Beste aus deinem Retreat machen kannst, haben wir ein paar Tipps für dich.
Bereite dich vor
Es ist ideal, wenn du nicht zum Flieger oder zum Zug hetzt, sondern dir einen Tag oder einen Abend Zeit nimmst, um „herunterzufahren“. Checke ein letztes Mal deine E-Mails, um guten Gewissens für ein paar Tage nicht erreichbar zu sein. Erledige offene To-Dos, damit du während des Retreats nicht daran denken musst. Du kannst auch die letzten Wochen Revue passieren lassen, um nichts davon mit ins Retreat zu nehmen. So hilfst du dir selbst, wirklich Abstand zu gewinnen. Und „Urlaub vom Leben“ zu nehmen.
Nutze die Zeit deines „Rückzugs“
Ein Retreat ist eine ideale Gelegenheit für Digital Detox. Schalte dein Handy aus und konzentriere dich auf das Wesentliche. Was das ist? Genau jetzt ist die Zeit, es herauszufinden! Mindestens genauso wichtig ist es, dich auf das Retreat einzulassen. Neue Menschen, neue Erfahrungen, eine ungewohnte Umgebung – all das kann ein Katalysator für neue Erkenntnisse und tiefe Gefühle sein. Wenn du es zulässt!
Integriere deine Erlebnisse in den Alltag
Manche Menschen berichten, dass sie sich im Retreat so klar und leicht wie selten zuvor gefühlt haben. Andere spüren die Verbindung zu ihrem Herzen sehr stark, sind innerlich ganz still oder erfüllt von tiefer Zufriedenheit. Was es auch ist – der Alltag wird es auf die Probe stellen.
Um ein Stück „Retreat“ mit in den Alltag zu nehmen, lohnt es sich, eine regelmäßige Praxis zu beginnen. Wie wäre es mit etwas Yoga und Meditation vor dem Frühstück oder am Feierabend? So bewahrst du dir einen kleinen Teil der Harmonie, die du erleben durftest. Das kommt dir wiederum dann zugute, wenn du vor Herausforderungen stehst. Beispielsweise wenn der Chef nörgelt oder dein Kalender mit stressigen Terminen gespickt ist. Die Welt bleibt dieselbe – aber du kannst dich ändern.
Fazit
Ein Retreat ist eine tolle Chance, zu entspannen, zu dir zu kommen und Neues zu erleben. Es ist eine Zeit, in der es nur um dich geht. Meist ist der Alltag gespickt mit Terminen, Aufgaben, Erledigungen und Ablenkungen. Sich ein- oder zweimal im Jahr eine kleine Auszeit zu gönnen, hast du dir redlich verdient.